140. Alle oder keiner

Das DKP-Portal „Kommunisten“ berichtet über den Streik gegen den Verkauf des staatlichen Tabakmonopols an einen US-Konzern durch die türkische Regierung, der u.a. eine 50%ige Lohnkürzung mit sich bringen soll. Dabei spielt offenbar ein deutsches Gedicht eine Rolle. Der Gewerkschaftsfunktionär Selahattin Yildirim sagte:

Das Gedicht von Bert Brecht mit seinem Refrain „Alle oder keiner“ ist seit Wochen an jeder Straßenecke in Ankara zu hören.

Der (kommunistische) Schweizer „Vorwärts“ ergänzt:

Die TEKEL-Beschäftigten legen seit Tagen einen Zusammenhalt und Solidarität zutage, der weltweit seinesgleichen sucht. Hier wird B. Brechts Aussage “keine Befreiung des Einzelnen, alle, oder keiner!” und Nazim Hikmet’s Sehnsucht nach einem “Leben, alleine und frei, doch Brüderlich, wie ein Wald” zur Realität. Kurden, Türken, Lasen, Tscherkessen, alle befinden sich im selben Zelt.

Philologische Anmerkung

Das Gedicht heißt „Keiner oder alle“. In: Brecht, Werke XII (Gedichte 2), GKBFA, Berlin und Frankfurt 1988, S. 23. Es entstand 1934, wurde zuerst 1937 in Madrid gedruckt u.d.T. „Einer steht für alle“. Hanns Eisler hat es 1934 vertont. 1949 nahm es Brecht in sein Stück „Tage der Kommune“ auf. Im Internet wird es oft falsch zitiert:´.

Korrekt bringt den Refrain die Tageszeitung junge Welt, schon am 16.1.:

Eine immer wieder skandierte Parole der Tekel-Beschäftigten lautet: »Keiner oder alle. Alles oder nichts. Einer kann sich da nicht retten. Gewehre oder Ketten. Keiner oder alle. Alles oder nichts.« Bertolt Brecht würde sich freuen.

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